Freunde und Wegbegleiter äußern sich über ihr Verhältnis zu Heinz Drossel und reflektieren den Begriff des Helden.
Für Heinz Drossel waren Freunde sehr wichtig. Schon in der NS-Zeit half ihm sein Freund Poldi bei der Rettung seiner späteren Frau. Als Schüler las er gemeinsam mit seinen Freunden "verbotene Bücher". Er hielt ohne zu zögern zu einem jüdischen Freund in der Schule.
Uns bezeichnete er immer als seine Freunde und jeden Vortrag begann er mit folgenden Worten: "Liebe Freunde ..."
"Renate Silabetschki rettete Heinz Drossel das Leben." (Uli Weissberger) Diese Äußerung macht deutlich, wie wichtig Frau Silabetschki für Heinz Drossel war. Sie holte ihn aus der Isolation in Kirchhofen und begleitete ihn bis zu seinem Tod.
Nach seinem Tod habe ich gemerkt, was ich an ihm verloren habe. Er war mir „Vater“, „Opa“ und „Freund“. Er öffnete mir die Tür zu einer Welt, die ich ohne ihn nie gesehen hätte. Es waren nicht nur die vielen interessanten Menschen, die ich auf unseren gemeinsamen Vortragsreisen kennen lernen durfte, sondern es war vor allem die Bekanntschaft mit ihm, seinen Gedanken und Gefühlen, die mich beeindruckten und belebten. Es war eine Welt, die mich aus Simonswald heraus führte. Die zahlreichen Gespräche mit ihm haben mich geprägt.
Karl-Heinz Bastuck organisierte über lange Jahre die Besuche Heinz Drossels in der Zivildienstleistendenschule in Seelbach, er initiierte, dass die Schule nach heinz Drossel benannt wurde.
Liebe LeserInnen, leider war die Freude, dass Heinz Drossel Namensgeber einer Zivildienstschule ist, nur von kurzer Dauer gewesen.
Der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages beschloss im Frühjahr 2007, dass die Zivildienstschule Seelbach, das Heinz-Drossel-Bildungszentrum, zum Jahresende 2008 zu schließen ist.
Oberstleutant a.D. Rainhard Egge organisierte die Vortragsreisen Heinz Drossels nach Bremen und Ritterhude.
Die Zivildienstschule in Seelbach hat nur knapp drei Jahre seinen Namen getragen. Die Schließung dieser Einrichtung des Bundesamtes für Zivildienst erfolgte ohne großen Widerstand. Diese haushaltsrechtliche begründete Entscheidung hat Heinz Drossel sehr getroffen. In einem Wettbewerb unter der Schirmherrschaft des Bundespräsidenten sollte dieser Vorgang deutlich heraus gestellt werden. Zeigt er doch, wie gleichgültig mit unserem historischen Erbe im politischen Alltag umgegangen wird.
Am Ende seiner Vorträge hat Heinz Drossel die jugendlichen Zuhörer stets direkt angesprochen:
„Machts besser!“
Diese Aufforderung gilt es gerecht zu werden.
Ernest Günter Fontheim wurde zusammen mit seiner späteren Frau Margot und deren Eltern von Heinz Drossel vor der Gestapo gerettet. Er war Heinz Drossels bester Freund.
Es ist zu hoffen, dass jetzt nach über einem halben Jahrhundert nach dem Zusammenbruch des Dritten Reiches und nach der jetzt allgemein anerkannten Enormität der Naziverbrechen die stillen Helden nicht weiter als still betrachtet werden, sondern als das, was sie wirklich sind – Helden.
Aus dem Film: Günter Fontheims Leben in der Illegalität: Günter Fontheim berichtet von seinem Leben im Versteck.
Dr. Helmut Strittmatter, ehemaliger Schulleiter des Geschwister-Scholl-Gymnasiums, begleitete das Wirken Heinz Drossels am Geschwister-Scholl-Gymnasium mit viel Wohlwollen und Interesse.
Wir, die gesamte Schulgemeinschaft, die ihn kannten, zollen diesem mutigen und aufrichtigen Mann unseren uneingeschränkten Respekt. Wir werden diesen ungewöhnlichen Menschen Heinz Droßel niemals vergessen.
Professor Wette machte Heinz Drossel in Deutschland bekannt und stellte den Kontakt zu uns her. Ohne ihn wäre unsere Arbeit nicht möglich gewesen. Er initiierte die "Retterforschung" in Deutschland.
Man muss wissen: In den beiden Weltkriegen war der Begriff des Helden zunehmend inhaltslos und zudem inflationär geworden: Jeder tote Soldat wurde von der Kriegspropaganda automatisch als Held bezeichnet. Noch heute kann man diese Form des Heldengedenkens auf fast jedem deutschen Friedhof finden.
Katharina Stegelmann ist Redakteurin beim "Spiegel" und verfasste mehrere Texte zu Heinz Drossel; zur Zeit arbeitet sie an einer Biographie von Heinz Drossel.
„Wenn du einen einzigen Menschen rettest, rettest du eine ganze Welt“. Die Bedeutung dieses Satzes, der aus dem Talmud stammt, hat sich mir erst durch meine Begegnung mit Heinz Droßel wirklich erschlossen.
Zum Auszug aus einem Spiegelbuch
Peter Fleiner arbeitete mit Heinz Drossel am Sozialgericht zusammen.
Er war ein Mensch mit allen Stärken und Schwächen.“ Heinz Drossel war kein Held, aber er bleibt ein Vorbild für alle, die sich heute Rechtlichkeit und Menschlichkeit verpflichtet wissen.
Ulrich Fischer-Weissberger leitet seit 2001 das Geschichtsprojekt.
Ein Held im landläufigen Sinne war er sicherlich nicht. Er war etwas viel Besondereres, denn er blieb trotz einer unmenschlichen Umgebung seinen Prinzipien treu, sein innerer Kompass trog ihn nie.
Heinz Drossels Beziehung zu den Schülerinnen und Schüler im Geschichtsprojekt hielt über deren Schulzeit hinaus an. Über Besuche von uns freute er sich immer sehr und für uns blieb er immer ein wichtiger und guter Freund. Dorothea Kleintges, seine Wahlenkelin, schickte folgende Mail an Herrn Fischer-Weissberger:
Es fällt mir schwerer als vermutet einen Text zu schreiben - ich hab einiges an Zeit mit dem Versuch verbracht, aber es will nicht so recht.
Wahrscheinlich sind es viele Gründe - die Schwierigkeit das rechte Maß an Distanz zu finden, überhaupt herauszufinden wie persönlich ich schreiben möchte - und kann, die richtige Ausdrucksweise...
Vielleicht brauche ich noch Zeit...
Schließlich war die Freundschaft mit Opa Heinz eine ganz schön große und besondere Sache die ich immer noch nicht so recht "verarbeitet" habe, wenn man so will. Und ich habe noch nie darüber geschrieben!
Es tut mir also wirklich leid, dich jetzt zu enttäuschen, aber so sehr ich um die ersten Sätze gerungen habe, die ich bei späterem Drüberlesen ganz und gar nicht für die Öffentlichkeit geeignet fand, so wenig sehe ich gerade wie ich einen ganzen Text verfassen kann.
Entschuldige!
Heinz Drossel und Arno Lustiger im Gespräch: Arno Lustiger und Heinz Drossel lernten sich bei diesem Gespräch kennen und wurden Freunde.