War mein Freund Heinz Drossel ein Held?
Wenn ich an Heinz denke, sehe ich ihn, wie er vor Schülern steht und aus seinem Leben erzählt. Ihm ging es nie darum, dass er seine Taten in einem besonderen Licht sah, er sah eher seine Hilflosigkeit gegenüber vielen Grausamkeiten, die er miterleben musste; so sah er sich fassungslos der Ermordung von Juden, eines jüdischen Kindes vor allem, gegenüber. Er sah sich vorbeigehen an einem alten Juden, der zu Tode gefoltert wird. Weniger schaute er auf seine Taten, er sah sie als selbstverständlich an. Oft sagte er, dass jeder Mensch so handeln würde wie er. Erschrocken war er über die Unmenschen, die das NS-System hervorbrachte. Die Gefühllosigkeit der anderen machte ihm sehr zu schaffen. Noch nach dem Krieg brüsteten sich viele mit ihren Kriegserlebnissen, uneinsichtig und verletzend gegenüber denjenigen, die anders gehandelt hatten. Deshalb schwieg er lange, verletzt und verwundet durch die schrecklichen Erlebnisse und deren „Nicht-Aufarbeitung“.
Für mich war Heinz ein ganz normaler Mensch mit einer zutiefst humanen Haltung. Ein Held im landläufigen Sinne war er sicherlich nicht. Er war etwas viel Besondereres, denn er blieb trotz einer unmenschlichen Umgebung seinen Prinzipien treu, sein innerer Kompass trog ihn nie. Deshalb ist er für mich ein Vorbild.