Heinz Droßel
Held, Freund, Vorbild ?
Es gibt etwas, das mich am Menschen Heinz Droßel immer besonders beeindruckt hat. Ich habe ihn kennen gelernt, als er in seinem Leben bereits sehr weit fortgeschritten war, dennoch kam ein persönliches Treffen mir ihm per E-Mailkontakt zu Stande. Bis zu seinem Lebensende hat man in Gesprächen mit ihm auch immer den gleichen Eindruck gewonnen, dass er gesellschaftlich und politisch immer auf der Höhe der Zeit war.
Heinz Droßel war stets aufgeschlossen gegenüber seiner Umwelt und war immer bestrebt, sich eine eigene Meinung zu bilden, unabhängig von Äußerlichkeiten, bereits bestehenden Meinungen oder Vorurteilen. Er hat nie irgendetwas einfach so hingenommen, sondern die Geschehnisse in seiner Umgebung immer kritisch hinterfragt. So hat er sich auch zu Taten durchgerungen, die von ihm verlangten, die eigene Angst zu überwinden, weil dies für ihn der einzige und logische Weg war zu handeln, da er ansonsten sein eigenes Weltbild, welches vor allem durch konsequente Toleranz gegenüber allen Menschen geprägt war, verraten hätte. So ist er für mich zu einem Vorbild geworden. Aber er war auch ein Freund.
Der Umgang mit Herrn Droßel war ein ganz besonderer und sicherlich keine „Freundschaft“ im herkömmlichen Sinne, dennoch entwickelte sich nach dem ersten Kontakt relativ schnell ein freundschaftliches Verhältnis.
Denn eine der wichtigsten Eigenschaften eines Freundes ist, dass er zuhören kann und dass er einen wirklich versteht. Beides, die Gabe zuzuhören und das Verständnis für seine Gesprächspartner waren bei Heinz Droßel vorhanden, trotz der Tatsache, dass er auch oft mit Menschen sprach, die 60 oder 70 Jahre jünger waren als er. So wurde er zum einem Freund, der einen mit allen Gedanken ernst nahm, der es aber gleichzeitig auch verstand, seine eigene Position zu vertreten.
Es ist meiner Meinung nach aber am wichtigsten nicht darauf hinzuweisen, dass er Vorbild war und ist oder mein Freund war, sondern dass er ein normaler Mensch war. Denn er hat nie versucht zu verbergen, dass es ihn immer wieder Überwindung gekostet hat, über seine Vergangenheit zu reden und so ist er auch unangenehmen Fragen nicht ausgewichen.
Ebenso hat er sein Handeln stets als selbstverständlich begriffen und genauso war es ihm immer fremd sich mit seinen Taten profilieren zu wollen. So ist er vielleicht zu einem Held geworden. Dennoch kein übernatürlicher Kino-Star-Held, sondern ein Held aus unserer „Mitte“. Ein Held, der uns allen Vorbild sein kann und dessen Handlungsweise sicherlich von jedem übernommen werden kann. Er hat uns unsere eigenen Möglichkeiten aufgezeigt. Seine Taten und sein Umgang mit anderen Menschen sind für uns alle in Reichweite, dennoch den Mut dazu finden leider nur wenige und so könnte man ihn einen „Helden“ nennen, auch wenn er selbst diese Bezeichnung abgelehnt hätte, weil es ihm wichtig war als Mensch wahrgenommen zu werden.
Waldkirch, den 08.01.2009
Markus Heckhausen, Schüler am GSG Waldkirch, 13. Klasse
Mitglied des Geschichtsprojekts